Beiträge getaggt mit Umgewöhnung

Die erste Woche daheim…Gedanken

Als ich in Schweden meinen Sprachkurs hatte, verbrachten wir auch einige Zeit in Kulturstunden, in denen mitunter das Wort Kulturschock diskutiert wurde. Es gab verschiedene Phasen, die man durchlebe, angefangen bei einer Zeit voller Wohlbefinden bis zu einer, in der man sich fühlt, als sei man auf dem Boden der Tatsachen angekommen und das sei in dieser Form schlecht, weil positive Hoffnungen, durch negative Erfahrungen ersetzt würden. Uns und so auch mir, wurde vom Lehrer prophezeit, dass wir alle diese Phasen während unseres Aufenthaltes in Schweden durchleben würden. Manche stärker, andere schwächer, aber jede Phase werde durchlebt.

Nun muss ich sagen, dass ich mich nicht daran erinnern kann, in Schweden einmal unglücklich gewesen zu sein, wegen irgendetwas, das in Schweden passiert ist. Der Tod meines Großvaters, mein Fehlen bei der Beerdigung und eine unglücklich situierte Romanze sind nichts, das direkt mit Schweden zu tun hat…aus meiner Sicht. Und das einzige davon, das wenigstens auf schwedischem Boden geschah ist die Romanze, der ich dennoch das positive Gefühl abgewinne, verliebt gewesen zu sein, also wie schlimm kann das schon gewesen sein!? Ganz nebenbei, so etwas hat der Lehrer bestimmt nicht mit negativen Erfahrungen gemeint. Ihm wird es vielmehr darum gegangen sein, dass wir irgendwann feststellen, dass all die schönen Dinge, die wir über Schweden mal gehört oder gelesen haben, gar nicht auf jeden so toll wirken, oder Berichte, gleich welcher Art, einfach nur übertrieben waren.

Hierzu muss ich für meinen Teil sagen, dass ich einiges gehört und wirklich viel gelesen habe, und alles, was als schön und gut dargestellt wurde, habe ich auch genau so wahrgenommen. Ich darf mich also glücklich schätzen, die schlimmste Phase des Kulturschocks ausgelassen zu haben…

Jetzt bin ich seit (gut) einer Woche daheim und muss sagen, dass die Umgewöhnung auf eine neue Umgebung mir in Deutschland teilweise bedeutend schwieriger fällt als in Schweden. Dort war es ja so, dass man sich bei jeder kleinen Widrigkeit sagen konnte, „Die 6 Monate wird man das schon überleben!“. Hier in Deutschland angekommen ist es nun so, dass ich mich nach wie vor, ein wenig komisch fühle. Nicht etwa fehl am Platze, aber wie jemand, der noch nicht wirklich angekommen ist. Mir fällt leider nicht ein, wie ich dieses Gefühl präzise umschreiben kann. Vielleicht hilft ein Beispiel: Ich war mittlerweile mehrfach wieder an meiner eigentlichen Universität und muss sagen, dass sie mir vorkommt, als gehöre ich hier nicht her und sei nur ein Gast. Da dies nun ziemlich genau auf die Högskolan in Schweden zutraf darf die Frage erlaubt sein, ob ich einige Phasen des Kulturschocks nun hier erlebe und siehe da: der Lehrer sprach ja auch davon, dass es einen zweiten solchen Schock bei der Heimreise geben könnte. Erlebe ich nun vielleicht einige Phasen des Kulturschocks verspätet, indem ich mich zum Beispiel an meiner Heimatuniversität so fühle, wie ich mich 6 Monate zuvor an der in Schweden fühlen sollte, oder erlebe ich den definierten Phasen zufolge zwei nicht ganz komplette Schocks? Wie auch immer, es bleibt festzuhalten, dass ich nach einer Woche noch nicht wirklich angekommen bin.

Ich bin allerdings sehr beruhigt, dass ich nicht gänzlich isoliert vom Leben meine Zeit damit verbringe mich auf eine Prüfung vorzubereiten, für die ich mich interessehalber in Deutschland nochmal angemeldet habe. Neben einem längeren Besuch bei meinen Großeltern, hatte ich schon das Vergnügen, mit der Belegschaft meines ehemaligen Praktikumsbetriebes Fussball spielen zu dürfen und bei meiner wohl besten Freundin in Dortmund einen Abend mit Berichten, Fotobetrachtungen und Pokern abzuhalten.

Und nun? Für’s erste darf ich mich wohl damit begnügen, dass ich versuche, gleichzeitig fit für meine Prüfung zu werden, mit dem Themenfindung für meine Diplomarbeit voranzukommen, mich um meine Familie und meine Freunde in Deutschland zu kümmern und den Kontakt zu den Leuten aus Schweden nicht abreißen zu lassen.

Vielleicht, wenn alles gut geht, habe ich ja einfach keine Zeit für einen neuerlichen Kulturschock…Und wenn ich dann wieder Zeit habe, könnte ich ja wieder eingelebt sein.

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Die letzte Woche ist angebrochen…Gedanken

Kein Datum in der Überschrift eines Artikels verheißt, dass es nicht darum geht, von etwas erlebtem zu berichten. Wer unbedingt etwas davon lesen möchte, dem sei gesagt, dass ich mien letztes Klausurergebnis habe und alle Prüfungen hier an der „Högskolan i Borås“ erfolgreich hinter mich gebracht habe, die meisten mit der Bestnote.

Nun ist es seit Montag so, dass sich die Zahl der Tage, die ich noch zur Gänze in dieser Stadt, in diesem Zimmer, bei diesen Leuten verbringen darf, fast schon an einer Hand abzählen lässt. Damit einher geht ein Wandel in der persönlichen Gefühlswelt. So, wie sich alles verändert hat, als ich im August hier angekommen bin und mich darauf einlassen musste (und wollte), erstmal in Schweden zu sein, so richte ich mich schon seit Tagen auch darauf ein, demnächst vieles, das ich hier kennen lernen durfte zu vermissen und diejenigen Dinge wieder um mich zu haben, die vor meinem Aufenthalt hier täglich meinen Alltag gestalteten.

Der Wechsel des persönlichen Umfeldes ist wie ein Adrenalinschub für die Aufmerksamkeit, die man plötzlich allem widmet. An einem „neuen“ oder „neuen alten“ Ort nimmt man bekanntlich alles viel bewusster wahr, würdigt jede Kleinigkeit mit Beachtung, sei es (wie bei mri im August), um eine Gegend neu kennen zu lernen oder sei es, um auch mal festzustellen, was sich denn alles so verändert hat, seit man mal weggegangen ist (wie es in einer Woche für mich defintiv sein wird).

Wenn ich von Wandel der persönlichen Gefühlswelt schreibe, dann meine ich damit unter anderem, dass ich mich frage, was ich aus Schweden mitnehme und wie sich meine Heimat, insbesondere meine Familie und meine Freunde so gemacht haben. Mehr oder weniger isoliert voneinander hat jeder bekanntlich sein Leben gelebt und ich meins. Ich hoffe, dass die Leute, die mir wichtig sind, mich noch ebenso wertschätzen und ungeachtet der Tatsache, dass diejenigen, bei denen ich das so sehe, es schon merken werden, und ungedachtet dessen, dass sich bei meiner Familie in diesem Punkt nichts ändern wird (niemals!), bleibt doch eine gewisse Neugier. Eine Neugier auf das, was mich da erwartet und ich zweifle nicht, dass ich jede Kleinigkeit, die ich nicht erwartet habe, sogleich bemerken werde.

Mein Freund aus Essen, der Jonathan (selbst gerade im Auslandssemester in Tel Aviv), hatte mich das mal in einem Skype-Telefonat gefragt…was ich denn aus Schweden mitnehmen werde. Wissend, dass er sich auf immaterielle Dinge bezog und spontan an dieser Stelle natürlich abstrakte Dinge, wie die Erfahrung im Hinblick auf das Leben in einer WG, das Leben im Ausland, wo im Alltag nicht deutsch gesprochen wird, das „Klarkommen“ alleine und weit weg, wüsste ich nach wie vor keine konkrete Antwort auf diese Frage und ich denke, dass ich erst feststellen werde, was ich mitgenommen habe, wenn ich zurück bin und mir klar wird, was an meinem Leben eigentlich genau anders war, wie viel sich „zu Hause“ in dieser Zeit verändert und vor allem, wie sehr man zu schätzen weiß, was man abseits des gewohnten Umfeldes auch gelernt hat und das meine ich sicherlich nicht im akademischen Sinne, sondern im emotionalen, sozialen und auch kulturellen.

Nun ist die Gesamtsituation so, dass ich mit einigen wenigen Abstrichen sagen kann, dass Schweden für mich in jeder Hinsicht ein voller Erfolg war. Daraus leitet sich, wenn man so nachdenklich ist wie ich, gleichzeitig eine Hoffnung ab, undzwar die Hoffnung darauf, dass es weiterhin so schön weitergeht. Wie wahrscheinlich das ist, mag ich mir kaum ausmalen, wenn ich nur bedenke, dass ich bereits für eine allerletzte Prüfung angemeldet bin und spätestens Anfang März auch schon an meiner Diplomarbeit sitze und die Zeit davor neben dem Büffeln für die Prüfung auch mit Recherchen für die letztgenannte Arbeit ausgefüllt ist, aber ich habe gelernt, nicht zu sehr zu versuchen, die Zeit, die mir zur Verfügung steht, im Vorfeld als verplant anzusehen und Raum für Spontaneität zu lassen, bzw. mir einzugestehen, dass dieser Raum da ist und alle meine Versuche, die kommende Zeit vorherzusehen, einer beträchtlichen Unsicherheit unterliegen, niemals in eine korrekte Vorausahnung münden und es folglich immer anders kommt als man denkt. Und siehe da! Ich habe doch schon eine konkrete Antwort auf die Frage, was ich eigentlich mitnehme.

Ich danke für die Aufmerksamkeit!

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